Gehorsam

Gehorsam ist das Edelste während des Erdenlebens Christi, in Seinem schwersten Leiden und Seinen Anfechtungen. Er breitet sich über Sein ganzes Leben aus, dass keiner, nicht einmal der Teufel, einen Tadel an Ihm fand (vgl. Johannes 8,46; Johannes 14,30).

Gehorsam bedeutet nach dem hebräischen „schma“ und dem griechischen „parakoe“ und „hypkoe“ - „Hören auf das, was ein anderer sagt“.

Der Stimme Gottes Gehör schenken und mit Freuden folgen, wie Er es will, ist Gehorsam im höchsten Sinne des Wortes.

Im Deutschen bedeutet Gehorsam: „Gehen um zu hören und das Gehörte tun.“

a.) Christus unterzog Sich in allen Stücken dem Willen Gottes. David zeigt durch den Geist der Weissagung den Messias, der durch Leiden zur Herrlichkeit geht, dessen freiwilliges Selbstopfer die Tieropfer des Alten Bundes aufhob (Psalm 40,7-9). Die Aussage des Psalmsängers ist ein Echo des wichtigen Ausspruches von Samuel: „Hat Jahwe Gefallen an Ganz- und Schlachtopfern wie daran, dass man gehorche der Stimme Jahwes? Siehe, gehorchen ist besser als Schlachtopfer, aufmerken besser als Widderfett!“ (1. Samuel 15,22.) Gott will keine äußeren Opfer, sondern Gehorsam Hörende Ohren und Selbsthingabe in willigem Gehorsam begehrt der Herr. Die Gehorsamsgesinnung, die nach Gottes Willen fragt, kommt mit den Worten zum Ausdruck: „Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches ist von mir geschrieben. Deinen Willen zu tun, mein Gott begehre ich, und dein Gesetz ist inmitten meines Inneren“ (Psalm 40,8.9). Weil Gott vor allem den Gehorsam gegen Seinen Willen fordert, nennt der Sänger die Urkunde des göttlichen Willens das Gesetz, das in seinem Herzen ist. Der willige Gehorsam gegen Gottes Gesetz ist seines Herzens Freude. Der Hebräerbrief (Hebräer 10,5-7) beweist mit den Worten des Psalmisten (Psalm 40,7-9) die Ungültigkeit der alttestamentlichen Opfer durch die einmalige Darbringung des Opfers Christi. Was David ausspricht, hat Christus durch Seine Menschwerdung verwirklicht, indem Er in freiwilligem Gehorsam Sich zur Vollziehung des göttlichen Erlösungsratschlusses als Opfer dahingab. Der Sänger des Alten Bundes hatte schon die Erkenntnis, dass Gott das geistliche Opfer des Gehorsams Seinem Willen gegenüber wollte. Der Schreiber des Herbäerbriefes begründet, dass die willige Vollziehung des göttlichen Willens an die Stelle der Opfer des Alten Bundes getreten ist, was Christus in voller Bedeutung verwirklicht hat. Die Gesamtheit der mosaischen Opfer ist durch das einmalige Kreuzesopfer Christi aufgehoben worden. Die Erfüllung des göttlichen Willens, das Opfer des Gehorsams, die völlige Hingabe gefallen Gott wohl. Die Worte des hebräischen Textes: „Ohren hast du mir gegraben“ (Psalm 40,7) und der griechischen Übersetzung: „Einen Leib aber hast du mir bereitet“ (Hebräer 10,5), legen den Hauptnachdruck auf den Gehorsam. Es ist der innere oder geistliche und der äußere oder leibliche Gehorsam, den Christus vollbrachte. Der Höhepunkt des Gehorsams liegt in Christi Opfertod. Er gab den Ihm bereiteten Leib nach dem Willen des Vaters in den Tod dahin (vgl. Philipper 2,8).

b.) Der Prophet Jesaja schaut den heiligen Knecht, der in Gehorsam im Dienste der Wahrheit leidet, Sich willig hingibt als der einzig Schuldlose (Jesaja 50,4.5). Der „Knecht Jahwes“, von dem der Prophet so oft spricht, ist erfüllungsgeschichtlich der Messias (vgl. Apostelgeschichte 3,13.26; Apostelgeschichte 4,27.30). Jesaja gewährt einen tiefen Einblick in das verborgene Leben des Gottesknechtes. Aus freiem Entschluss hält Er sich völlig von Jahwe abhängig, dass Er sagen konnte: „Wie mich der Vater gelehrt hat, rede ich“ (Johannes 8,28). Er ist immer ein nach oben gerichteter Gottesjünger. Gott weckt und belehrt Ihn jeden Morgen. In gelehriger Empfänglichkeit und unerschütterlichem Gehorsam hört Er, wie nur ein Jünger mit ganzer Hingabe hören kann. Er gehorcht auf den Wink, durch nichts lässt Er Sich von diesem Gehorsam zurückschrecken. Sein ganzes Leben ist ein dauerndes Aufmerken und ein pünktliches Gehorchen. Nicht allein in Seinem Beruf, sondern auch im Leiden ist Er zum vollkommenen Gehorsam bereit (Jesaja 50,6).

c.) Paulus stellt im Römerbrief den Ungehorsam Adams und den Gehorsam Christi mit den entgegengesetzten Folgen gegenüber (Römer 5,19). Wie die Adamskinder durch den Ungehorsam ihres ersten Stammvaters als Sünder dastehen, erlangen die vielen durch den Glauben an Christum wegen Seines vollkommenen Gehorsams während Seines ganzen Erdenlebens und im Leiden und im Sterben die Stellung von Gerechten vor Gott. Durch Adams Ungehorsam ist es zu einer Strafordnung gekommen, dass die Sünde den Sündern den Tod als Strafe einträgt; durch die Gehorsamstat Christi ist es zu einer Rechtfertigungsordnung gekommen, dass der Glaube den gläubigen Sündern Gerechtigkeit und Leben einträgt.

d.) Der Sohn Gottes erniedrigte Sich aufs Tiefste, dass Er Knechtsgestalt annahm (Philipper 2,5-9). Christus demütigte Sich nicht allein unter Gott und Seine Eltern, sondern Er nahm die Sünde und Not aller Menschen auf Sich. Im vollkommensten, wirkenden und leidenden Gehorsam unterwarf Er Sich in allem Seinem himmlischen Vater für uns. Sein Gehorsam und Seine Erniedrigung gingen so weit, dass Er den Tod, die Besoldungen der Sünde nach Seines Vaters Willen für uns schmeckte (Hebräer 2,9). Er weigerte sich nicht, den schmählichen, qualvollen Tod am Kreuze, als ein Fluch für uns zu sterben (Galater 3,13).

e.) Christus, obgleich Er Gottes Sohn war, lernte in allem, was Er litt, den Gehorsam (Hebräer 5,8.9). Der schwere, aber gelernte, vollkommen erwiesene, heiligste Gehorsam Christi (vgl. Philipper 2,8; Psalm 40,9; Johannes 4,34) ist unsere Gerechtigkeit (Römer 5,19; Jesaja 50,4-6). Er ergab Sich völlig mit Seinem menschlichen Willen in den Willen Gottes, selbst in der größten Gottverlassenheit. Er lernte Gehorsam, nicht im Gegensatz zum Ungehorsam, sondern in immer neuen Proben. Aus Erfahrung lernte Er, wie schwer dieser Weg war. Nachdem Christus Seinen Gehorsam vollkommen geleistet hat, ist Er vollendet und im Himmel verherrlicht. Er leistete völlig an unserer Statt, was wir leisten sollten (Hebräer 2,10; Johannes 19,28.30). Christus ist darum allen, die Sich Ihm in echtem Glaubensgehorsam (Römer 1,5; Römer 10,16) unterwerfen und ergeben (Jesaja 45,22; 1. Johannes 3,23) der Bahnbrecher oder Urheber der Errettung.

Abraham Meister "Namen des Ewigen"

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